BEHANDLUNG VON PATIENTEN MIT INVASIVEM BLASENKREBS OHNE OPERATIVE ENTFERNUNG DER BLASE

Was ist eine multimodale Kombinationstherapie?

Überall im Körper wo Krebs entstehen kann, zielen moderne Therapien zusehends darauf ab, den Krebs zu bekämpfen, gleichzeitig das betroffene Organ (hier die Blase) zu erhalten, dem Patienten das bestmögliche funktionelle Ergebnis zu liefern und damit für Lebensqualität zu sorgen. Dies wird in der Regel durch die Kombination von kleineren Operationen mit unterstützender Bestrahlung und Chemotherapie versucht, und zwar in niedrigeren Dosen als dies bei alleiniger, nicht-kombinierter Anwendung erfolgen würde.

Die moderne kombinierte multimodale Therapie bei Blasenkrebs folgt genau diesem Muster: Die Behandlung beginnt mit einer kompletten Entfernung des sichtbaren Tumors gefolgt von Strahlentherapie in Kombination mit Chemotherapie, zumeist aus Cisplatin-Basis. Letztere macht den verbleibenden Tumor empfindlicher gegenüber der Bestrahlung. Wenn die Patienten für diesen Vorgang nach medizinischen Kriterien gut ausgewählt wurden, können sie die gleiche Heilungsrate erreichen, wie sie unter der Therapie mit Blasenentfernung zu erwarten wäre. Und dies ohne auf eine voll funktionierende Blase zu verzichten. Diese Methode wird bevorzugt bei Patienten angewandt, die ihre Blase unbedingt erhalten wollen und die Kriterien erfüllen, oder bei Patienten, die andere medizinische Probleme haben, welche unter dem Sicherheitsaspekt gegen eine radikale Zystektomie sprechen.

Wer ist für Blasenerhalt mit multimodaler Kombinationstherapie geeignet, und was ist zu beachten?

Diagnose Zystoskopie

Viele Faktoren spielen bei der Entscheidung eine Rolle, welche Patienten mit muskelinvasivem Blasenkrebs (MIBC) für die multimodale Kombinationstherapie geeignet sind. Im Idealfall haben diese Patienten eine Krebserkrankung mit der üblichen Urothelzell-Histologie. Sie haben das klinische Stadium T2 bis T3a erreicht und weisen keine Hydronephrosen auf (Blockaden in der Harnröhre). Darüber hinaus zählen als die besten Kandidaten jene Patienten mit kleinen Tumoren (CIS muss dabei ausgeschlossen werden), die bei der TURBT bereits sichtbar und vollständig entfernt werden konnten. In dem Fall soll die multimodale Strahlen- und Chemotherapie nur noch die Reste der mikroskopischen Zellen beseitigen, was eine viel einfachere und erfolgversprechende Aufgabe bedeutet.

Nach der Behandlung müssen die Patienten mittels Zystoskopie beobachtet werden, um ein erneutes Auftreten oder die Entwicklung eines neuen Tumors in der Blase oder an anderer Stelle im Urogenitaltrakt (Harnleiter, Blase, Harnröhre) gegebenenfalls rasch zu erkennen. Nur ein kleiner Teil der Patienten spricht auf die Kombinationstherapie an, und mehr als die Hälfte der Patienten entwickelt danach ein refraktäres Rezidiv. Für diese Patienten ist eine radikale Salvage-Zystektomie vorgesehen. Eine beträchtliche Patientenzahl kann zwar auf diese Weise geheilt werden, aber die Nebenwirkungen und Komplikationen sind im Vergleich zur initialen radikalen Zystektomie häufiger.

Erfahren Sie mehr über die Zystoskopie und Zystektomie.

Welche Lebensqualität haben die Patienten nach der Behandlung?

Das Hauptziel der multimodalen Kombinationstherapie ist die Heilung unter Organerhalt der Blase. Dieses Ziel macht nur Sinn, wenn die Blase und andere Beckenorgane auch nach der Therapie auf einem akzeptablen Niveau funktionieren. Die Patienten müssen während der Behandlung mit einem gewissen Maß an vorübergehenden Reizerscheinungen der Harn- und Darmtätigkeit rechnen. Aufgabe der Ärzte ist es aber, schwere und unumkehrbare Komplikationen vorherzusehen und zu vermeiden. Daher ist die grundlegende Harnwegsfunktion der Patienten vor der Behandlung ein wichtiger Aspekt zur Beurteilung und Patientenwahl, denn Betroffene mit einer prinzipiell sehr schlechten Harnwegsfunktion haben möglicherweise keinen Vorteil von einem Blasenerhalt. Zu bedenken ist, dass eine Neoblase und Nerverhaltung, die initial möglich ist, bei einer radikalen Salvage-Zystektomie keine Option mehr darstellt.