UMWELTFAKTOREN ALS RISIKO FÜR BLASENKREBS
Blasenkrebs ist eine komplexe Erkrankung mit vielen Risikofaktoren wie Alter, Geschlecht, Rauchen und Genetik. Ist der Mensch schädlichen Chemikalien ausgesetzt, stellt das ebenfalls ein erhöhtes Risiko dar. Rauchen erhöht das Blasenkrebsrisiko um ein mindestens Zwei- bis Dreifaches. Doch viele Patienten mit Blasenkrebs haben noch nie in ihrem Leben geraucht. Wissenschaftler sind dahinter gekommen, dass auch andere Arten von giftigen Chemikalien in unserer Umwelt (in Arbeit und Alltag) wichtige Faktoren sind, und das Krebsrisiko erhöhen.
Nach derzeitigem Stand wurden mehr als ein Dutzend Chemikalien und industrielle Stoffe mit Blasenkrebs in Verbindung gebracht. Wir können diesen Chemikalien folgendermaßen ausgesetzt sein:
Wasserverschmutzung: Drei unser Wasser verunreinigende Mittel wurden untersucht und haben das Potenzial, eine große Zahl von Menschen zu betreffen. Dazu gehören das anorganische Arsen, Desinfektions-Nebenprodukte bei der Wasseraufbereitung und Nitrat.
Industrie: Arbeiten bei der Gummiherstellung, im Transportwesen, in der chemischen Reinigung, in der Aluminiumherstellung, Metallindustrie, bei der Textil- und Farbenherstellung, Malerei und in Friseursalons bergen ein erhöhtes Risiko. Das höhere Risiko hängt mit der Exposition gegenüber aromatischen Aminen, polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen, Perchlorethylen, Mineralölen, Metallverarbeitungsflüssigkeiten und Diesel- sowie Kohle-Teer-Pech-Abgasen zusammen.
Luftverschmutzung: Basierend auf Erkenntnissen aus Studien an ArbeitnehmerInnn haben sich verschiedene Komponenten der Luftverschmutzung, einschließlich Dieselabgasen und polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen aus Fahrzeugen und Fabriken, als zusätzlicher Faktor bei Blasenkrebs erwiesen.
Die Wissenschaft ist dem Verständnis dieser Zusammenhänge genauer auf der Spur. In der Zwischenzeit gibt es Maßnahmen, die Menschen ergreifen können, um sich vor giftigen Chemikalien in der Umwelt zu schützen.
So wie Rauchentwöhnungskampagnen erfolgreich die rauchbedingten Krebserkrankungen gesenkt haben, stellt die Verringerung der Exposition gegenüber Chemikalien, eine wichtige Möglichkeit der Prävention dar, die dazu führen könnte, dass weniger Menschen an Blasenkrebs erkranken.
Wasserverunreinigung & Blasenkrebs
Anorganisches Arsen
Natürliches Arsen kann im Grundwasser vorkommen, wird aber auch in Pestiziden eingesetzt. Die International Agency for Research on Cancer (IARC) klassifiziert Arsen im Trinkwasser als eine bekannte Ursache für Blasenkrebs. Diese Klassifizierung basiert weitgehend auf Studien mit Menschen in Südostasien und Südamerika, wo der Arsengehalt im Trinkwasser besonders hoch war.
Neue Erkenntnisse zeigen jedoch, dass selbst ein niedriger bis mittlerer Arsenexpositionsgrad das Blasenkrebsrisiko erhöhen kann. Eine Studie mit privaten Brunnenbesitzern in Nord-New-England, wo die Blasenkrebsrate 20 Prozent höher ist als in den USA insgesamt, ergab, ein höheres Risiko bei Brunnen mit arsenbelastetem Trinkwasser. Der Trend war besonders ausgeprägt bei Menschen, die flache Trinkwasserbrunnen nutzten, da flache Brunnen tendenziell anfälliger für menschliche Einflüsse sind. In der Gruppe der Trinkwasserbezieher aus Brunnen, die vor 1960 gegraben wurden – als Arsenpestizide verwendet wurden -, war das Risiko von Blasenkrebs bei Vielnutzern doppelt so hoch wie bei denen, die weniger tranken.
Desinfektions-Nebenprodukte
Desinfektionsmittel, wie z.B. Chlor, werden dem Trinkwasser zugesetzt, um Keime abzutöten und den Menschen vor verunreinigtem Wasser zu schützen. Diese Methode kann jedoch zur Bildung von Desinfektionsnebenprodukten führen, wenn Desinfektionsmittel mit organischen Stoffen im Wasser reagieren. Es gibt Hunderte verschiedene Arten von Desinfektionsnebenprodukten. Studien über den Zusammenhang mit Blasenkrebs konzentrieren sich tendenziell auf eine Gruppe namens Trihalomethane. Zu dieser Gruppe zählen Chemikalien wie Chloroform, Dichlorbromomethan und Bromform.
Im Laufe der Jahre haben Studien am Menschen immer wieder einen Zusammenhang zwischen Chlor behandeltem Trinkwasser und erhöhtem Blasenkrebsrisiko gefunden. Bis dato wissen die Wissenschaftler noch nicht, welche Nebenprodukte für das erhöhte Risiko verantwortlich sind. Allerdings wurden bereits mehrere Nebenprodukte einschließlich Chloroform von der IARC als möglich oder wahrscheinlich karzinogen – also krebsverursachend – eingestuft.
Es gibt noch andere Möglichkeiten, mit diesen Stoffen in Berührung zu kommen, z.B. durch Hautkontakt und/oder Inhalation beim Baden, Duschen oder Schwimmen. Der Nachweis eines erhöhten Risikos im Zusammenhang mit Blasenkrebs ist jedoch uneinheitlich. Eine Studie ergab, dass Menschen mit den höchsten Expositionen gegenüber Trihalomethanen während der Dusche ein doppelt so hohes Risiko für Blasenkrebs hatten wie diejenigen, die am wenigsten damit in Berührung kamen. Obwohl Schwimmbäder routinemäßig mit Desinfektionsmitteln behandelt werden, die zur Bildung von Desinfektions-nebenprodukten führen, sind die Beweise für ein erhöhtes Risiko im Zusammenhang mit Blasenkrebs uneinheitlich und erfordern weitere Studienergebnisse.
Nitrat
Nitrat ist eine häufige Trinkwasserverunreinigung, die hauptsächlich von Dünger in der Landwirtschaft, aus Tierdung, aus Kläranlagen und Abwasser herrührt. In den letzten Jahren ist der Nitratgehalt im Trinkwasser in landwirtschaftlichen Gebieten gestiegen. Kleine Wasservorkommen in armen ländlichen Gebieten sind aufgrund ihrer Nähe zu den landwirtschaftlichen Großbetrieben (Düngemittel) und ihrer begrenzten finanziellen und technischen Ressourcen besonders gefährdet.
Studien zeigen, dass Nitrat Blasentumore bei Tieren verursacht, aber nur wenige Studien haben den Zusammenhang zwischen Nitrat im Trinkwasser und Blasenkrebs beim Menschen untersucht. Die Ergebnisse der Iowa Women’s Health Study zeigten, dass eine langfristige Exposition gegenüber hohen Nitratwerten im Trinkwasser mit einem erhöhten Risiko für Blasenkrebs bei postmenopausalen Frauen verbunden ist. Allerdings ist noch mehr Forschung erforderlich, um festzustellen, ob Nitrat im Trinkwasser ein Risikofaktor ist.
Wie werden diese Chemikalien gehandhabt?
Die Environmental Protection Agency (EPA) hat einen Trinkwasserstandard für Arsen auf 10 parts per billion (ppb) festgelegt. Obwohl die EPA dies für einen „akzeptablen“ Wert hält, ist es ihr erklärtes Ziel, dass Trinkwasser überhaupt kein Arsen enthält. Studien deuten darauf hin, dass die Exposition gegenüber Arsen bei Werten unter 10 ppb immer noch schädlich sein kann. Diese Norm gilt nur für die öffentliche Wasserversorgung, nicht für private Brunnen.
Einige Desinfektionsnebenprodukte sind durch das Bundesgesetz über das sichere Trinkwasser durch die Richtlinie über Desinfektionsmittel und Desinfektionsnebenprodukte geregelt. Es gibt jedoch noch viel mehr Verbindungen, die in Richtlinien und Gesetzen gar nicht erfasst wurden, obwohl eine schädigende Wirkung auf unsere DNA, die zu Krebs führen kann, bekannt ist. Auch die öffentlichen Wasserversorger nutzen verschiedene Desinfektionsmethoden, um geregelte Desinfektionsnebenprodukte zu reduzieren, die versehentlich neue ungeregelte Verbindungen entstehen lassen können.
WAS WIR TUN KÖNNEN
Lassen Sie Ihr Wasser testen. Für private Brunnenbesitzer empfiehlt die EPA, Ihr Wasser jährlich auf Nitrate und Bakterien zu testen. Erwägen Sie, auf Arsen, flüchtige organische Verbindungen (Chemikalien, die in Benzin und Lösungsmitteln enthalten sind) und Pestizide zu testen, da dies häufige Verunreinigungen in privaten Brunnen sind.
Installieren Sie einen Filter, wenn Sie Wasserverschmutzung vermuten. Desinfektionsnebenprodukte, Arsen und andere Verunreinigungen können mit verschiedenen Filtrationsgeräten entfernt werden – entweder mit Umkehrosmose, Ionenaustausch oder Destillationssystemen. Filtersysteme im Handel filtern oft keine Arsen- oder Desinfektionsnebenprodukte. Wenden Sie sich daher an einen Fachmann, um festzustellen, welches Gerät für Sie bei Ihrer Trinkwasserqualität am besten geeignet ist. Nach der Installation ist es wichtig, Ihr Wasser jährlich zu testen, um sicherzustellen, dass das System effektiv funktioniert.
Wenden Sie sich an Ihren Wasserversorger. Fordern Sie Informationen über den Gehalt an Desinfektionsnebenprodukten in Ihrem öffentlichen Trinkwasser an. Fragen Sie, ob die aktuellsten Technologien und Verfahren eingesetzt werden, um die Bildung von Desinfektionsnebenprodukten zu minimieren.