Die systemische Chemotherapie macht sich Medikamente zunutze, die zur Behandlung von Krebs eingesetzt werden. Diese chemischen Substanzen werden direkt in die Venen des Patienten eingespritzt und zirkulieren in der Blutbahn, um die Krebszellen überall im Körper anzugreifen. Diese Chemotherapie wird typischerweise zur Behandlung von metastasiertem Blasenkrebs eingesetzt, wenn sich die Krebszellen bereits auf andere Organe ausgebreitet haben.

Behandlung ChemotherapieNeoadjuvante Chemotherapie ist der medizinische Begriff für eine Chemotherapie im Vorfeld zu einer Operation. Eine bedeutende klinische Studie ergab, dass man das Überleben von Patienten mit invasivem Blasenkrebs mittels einer intravenösen Chemotherapie vor radikaler Zystektomie verbessern kann. Diese Art der frühzeitigen Chemotherapie, die als neoadjuvante Chemotherapie bezeichnet wird, verkleinert vorab den Tumor in der Blase und kann auch kleine bereits entwickelte Metastasen beseitigen. Es soll jedoch nicht der Eindruck erweckt wird, die Medizin könnte mit nur einem Mittel das Überleben von Patienten mit lokal fortgeschrittenem Blasenkrebs verbessern. Zumeist ist der Einsatz von mindestens zwei Substanzen in Kombination notwendig: in dem Fall wird die neoadjuvante Behandlung mit Dose Dense MVAC oder GC (siehe unten) empfohlen.

Adjuvante Chemotherapie steht für eine Chemotherapie nach der operativen Blasenentfernung. Typischerweise wird bei der Operation gleichzeitig eine Reihe von Lymphknoten mitentfernt, die die Blase umgeben. Diese werden in weiterer Folge zur Analyse durch ein Pathologielabor geschickt. Wenn die Pathologie ergibt, dass sich der Krebs auf Lymphknoten ausgebreitet hat, kann der behandelnde Arzt eine Chemotherapie empfehlen, um ein Wiederauftreten des Krebses zu verhindern. Die Therapie mit Dose Dense MVAC oder GC wird typischerweise an dieser Stelle empfohlen.

Wenn sich der Blasenkrebs auf andere Organe ausgebreitet hat, wird eine systemische Chemotherapie oder Immuntherapie empfohlen. Es ist sehr schwierig, metastasierenden Blasenkrebs dauerhaft zu heilen. In den meisten Fällen besteht das Ziel der Behandlung darin, die Ausbreitung von Krebs zu verlangsamen, eine Schrumpfung des Tumors zu erreichen, Symptome zu lindern und das Leben der Patienten zu verlängern.

Welche systemische Chemotherapien werden bei Blasenkrebs eingesetzt?

Die Chemotherapie auf Cisplatin-Basis gehört seit vielen Jahren zur Standardbehandlung von Blasenkrebs, da sich die Medizin hierbei auf Ergebnisse von klinischen Studien aus den 90er Jahren stützt. Die beiden am häufigsten verwendeten Systemtherapien sind dosisdichte (DD) MVAC und GC. Bei MVAC kommen vier Medikamente zum Tragen: Methotrexat, Vinblastin, Doxorubicin (Adriamycin) und Cisplatin. Neue, effektive Medikamente gegen Übelkeit und unterstützende Injektionen, die ein Auslaugen des Immunsystems durch die Chemotherapie abbremsen, ermöglichen es Ärzten, die Therapie mit MVAC sicher und in einem beschleunigten, engmaschigen Zeitplan zu verabreichen. Wir empfehlen die Verabreichung von MVAC nach dem Zeitplan DD (dose density) aufgrund der verbesserten toxischen Auswirkungen und der besseren Wirksamkeit im Vergleich zum Standardplan. Eine Ende der 90er Jahre durchgeführte klinische Studie zeigte, dass die Therapie aus Gemcitabin (Gemzar) und Cisplatin zusammen (GC) eine ähnliche krebshemmende Wirkung wie die Standard-MVAC-Therapie aufweist. Sowohl GC als auch DD MVAC waren bei Blasenkrebs nützlich, um das Wiederauftreten zu verzögern, das Leben zu verlängern und manchmal eine Heilung zu erreichen. Daher werden beide Therapien routinemäßig im neoadjuvanten, adjuvanten und metastatischen Setting eingesetzt. Weiterführende klinische Studien sind derzeit im Gange, um die Wirksamkeit einer Zugabe eines anderen Wirkstoffs zu prüfen und zu einer weiteren Verbesserung für die Patienten zu führen.

Gibt es eine Kombination aus systemischer Chemotherapie und Bestrahlung zur Behandlung von Blasenkrebs?

In den letzten Jahren wurden Chemotherapie und Bestrahlung kombiniert, um eine sogenannte Blasenerhaltungstherapie für risikoreichere (d.h. muskelinvasive) Fälle zu ermöglichen. In der Vergangenheit wurde die Strahlentherapie alleine eingesetzt, weil sie manche Tumore zum Schrumpfen gebracht hat. Blasenkrebs ist an sich chemosensitiv (spricht gut auf Chemotherapie an), daher hat eine kombinierte Chemotherapie (mehrere Chemotherapeutika zusammengenommen) im Vergleich zur Bestrahlung in mehreren Studien zu besseren Ergebnissen geführt.

Um den Erfolg der Blasenerhaltungstherapie zu gewährleisten, gibt es mindestens fünf Voraussetzungen, die erfüllt werden müssen: 1) eine vollständige Resektion des/der Tumor(s) durch TURBT; 2) keine Beeinträchtigung von einer oder beiden Nieren (Obstruktion) durch den Blasentumor; 3) klinisch keine T3-Blasentumore; 4) Gabe von Chemotherapie auf Cisplatin-Basis und 5) kein CIS.

Wenn die Tumore nicht auf eine anfängliche Chemotherapie und Bestrahlung ansprechen, kann es sinnvoll sein – sofern medizinisch möglich – eine operative Entfernung durchzuführen. Das ist bei diesen optimal ausgesuchten Patienten in 60% der Fälle notwendig. Leider sind in diesen Fällen eine Nerverhaltung und eine Neoblase nicht mehr möglich. Zu diesem Zeitpunkt wünschen sich viele, sie hätten sich für die Operation idealerweise gleich als Erstes entschieden.